Röcken
Röcken ist eine kleine Landgemeinde mit etwa 170 Einwohnern und liegt direkt an der traditionsreichen Landstraße zwischen Leipzig und Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Der Ort wurde 1232 erstmalig urkundlich erwähnt, doch die Gründung erfolgte weit früher durch sorbische Siedler. Röcken, von fruchtbaren Feldern umgeben, war von jeher ein einfaches Bauerndorf mit Rittergut sowie Klein- und Mittelbauern.
Nietzsches Geburtshaus
Am 15. Oktober 1844 wurde Friedrich Nietzsche in Röcken als erstes Kind des protestantischen Landpfarrers Karl Ludwig Nietzsche und dessen Ehefrau Franziska geboren. Hier auf dem Lande verlebte er die ersten Jahre seiner Kindheit in der Obhut von Vater, Mutter, Großmutter und Tanten. Der frühe Tod des Vaters veranlasste Ostern 1850 den Umzug der Familie nach Naumburg, weil das Pfarrhaus für den Nachfolger geräumt werden musste.
Nietzsches Taufkirche
Sehenswert ist die alte Dorfkirche, in der Nietzsche getauft wurde und in der sein Vater als Pfarrer wirkte. Sie wurde bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut und gehört mit ihrem nach Westen vorgelagerten Wehrturm zu den ältesten Kirchbauten der Region. Besonders interessant im Kirchinneren sind die romanischen Pfeiler mit Palmetteornament, die kleine einmanualige Orgel aus dem 18. Jahrhundert und zwei Epitaphien der letzten Ritter von Kratzsch aus dem 17. Jahrhundert.
Nietzsches Grab
Nach langen Jahren der Krankheit starb Friedrich Nietzsche am 25. August 1900 in Weimar. Drei Tage später wurde sein Leichnam nach Röcken überführt und in der Familiengruft an der Südseite der Kirche bestattet - mit Glockengeläut und Zarathustra-Zitaten. Damit endete der Lebenskreis dort, wo er begonnen hatte, in Röcken. Eine großzügige finanzielle Zuwendung an die Kirchengemeinde hatte bewirkt, dass Friedrich Nietzsche im Familiengrab auf dem alten Friedhof beigesetzt werden konnte.
Bacchanal
Zum 100. Todestages von Friedrich Nietzsche im Jahr 2000 wurde die Skulpturengruppe "Röckener Bacchanal" von Klaus F. Messerschmidt eingeweiht. Die lebensgroßen Bronzen mit dem weißen Überzug stellen Nietzsche dreimal an seinem Grab dar. Der Künstler bezieht sich dabei auf das bekannte Atelierfoto mit der Szene am Arm der Mutter und auf ein Traumbild, welches Nietzsche seinem Freund Jacob Burckhardt 1889 in einem Brief mitteilte: "In diesem Herbst war ich so gering gekleidet als möglich, zweimal bei meinem eigenen Begräbnis zugegegen."
Ausstellung
Zum 103. Todestag Friedrich Nietzsches im Jahr 2003 erfolgte eine aufwändige Sanierung der Gedenkstätte. In drei Räumen werden nun Nietzsches Kindheit, sein Verhältnis zum Christentum und die Geschichte seines Grabes dargestellt. Die Gedenkstätte befindet sich in Trägerschaft des Evangelische Kirchspiels Lützener Land.